ZUR GESCHICHTE DES LEHMBAUS |
Lehmbautechniken sind seit länger als 9000 Jahren bekannt, was Lehmstein-Häuser von 8000-6000 v. Chr. im russischen Turkestan oder Stampflehmfundamente von 5000 v. Chr. in Assyrien belegen.
In allen Kulturen wurde Lehm als Baustoff neben Wohnbauten auch für Befestigungsanlagen und Kultbauten verwendet. So bestand die vor etwa 4000 Jahren errichtete chinesische Mauer ursprünglich überwiegend aus Stampflehm und wurde erst später durch das Verblenden mit Natur- und Ziegelsteinen zur "steinernen Mauer".
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Auch der Kern der in den Jahren 300 bis 900 n. Chr. in Teotihuacan, Mexiko, errichteten Sonnenpyramide, welche bei einem Grundriss von 225 x 222 m 65 m hoch ist, besteht aus ca. 2 Millionen Tonnen Stampflehm und Millionen von ungebrannten Lehmziegeln. Ebenso wurden auch Monumentalbauten wie beispielsweise die Ziqqurat-Türme in Babylon (pyramidenförmige religiöse Gebäude, bis 60 m. hoch) wurden ursprünglich aus ungebrannter Erde errichtet.
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Eine grosse Anzahl Lehmhäuser in bedeutenden historischen Städten wie Jericho (Jordanien), Catal Hüyük (Anatolien), Chan Chan (Peru). Mohenjo Daro am Indus oder Timbuktu am Niger sind Beispiele für die weltweite Tradition dieses Baustoffs. In Mitteleuropa reicht die Spannweite der geschichtlichen Lehmanwendung von spanischen Höhlensiedlungen bis zu den unterschiedlichsten Ausprägungen der Fachwerk-Architektur.
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Lehm wurde als Stampflehm oder Ausfachungsmaterial beim Bau von Wänden verwendet, diente als Mauermörtel und Wandputz, als Baustoff für Gewölbe, Decken und Fussböden, für Dachdeckungen und für Kamine und Öfen. Dabei reichten die Anforderungen vom Sicht- und Witterungsschutz über die Wärmedämmung und Brandschutz bis hin zum Bindemittel zum Schutz vor Schädlingen.
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Die Geschichte zeigt, dass die Rückbesinnung auf den Baustoff Lehm immer eine Architektur der Not darstellte. So wurde z. B. Anfang des 17. Jahrhunderts wegen Mangel an Wohnungen und gleichzeitiger Verteuerung des Bauholzes wieder auf Lehm zurück gegriffen. Dies wiederholte sich nach dem ersten und zweiten Weltkrieg, weil Ziegel und Zement durch die Kohleknappheit nicht verfügbar waren.
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Heute stehen die Zeichen der Zeit anders. Man hat erkannt, dass Lehm sowohl ökonomisch notwendig, als auch besonders ressourcensparend ist. Die Zukunft gehört ökologisch verträglichen Baustoffen. Hier ist Lehm konkurrenzlos gut und kann endlich all seine Vorzüge und positiven Eigenschaften ins rechte Licht rücken.
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